Vorstellung
des Themas
"Integration",
das ist vordergründig ein Schlagwort, das in der derzeitigen pädagogischen
Diskussion in aller Munde ist. Was aber verbirgt sich dahinter? Die Antwort auf
diese Frage fällt heute schwerer als noch 1989 als sich Jürgen Baurmann und
Hartmut Hacker mit ihrem Basisartikel in Praxis Deutsch dem Thema
annahmen. Dieser Artikel stand noch relativ am Anfang einer Bewegung in der
Deutschdidaktik, die uns inzwischen gleichsam überrollt hat. Wohin man sich
wendet wird über Integration geredet und geschrieben. Durch seine breite
Diskussion hat der inzwischen zum Schlagwort gewordenen Begriff
"Integration" jedoch nicht an Schärfe gewonnen. In diesem Sinne
schreiben auch Ossner und Esslinger (1996: S. 84): "Der Terminus
Integration hat selbst offensichtlich eine erstaunlich integrative Kraft."
Wobei einen diese integrative Kraft nicht erstaunen muß, wenn man bedenkt,
welch starke positive Besetzung, ja Glorifizierung dieser Begriff in der
neueren pädagogischen Diskussion erfahren hat. So will sich jeder dieses
Mäntelchen umhängen und gerade das, was er macht, als integrativ verstanden
wissen, wodurch dem Begriff fast alle Kontur und Struktur verlorengegangen ist.
Ich will deswegen den Schwerpunkt meines Referates nicht in der Begründung
eines integrativen Vorgehens legen, so wie das Baurmann und Hacker vor 7 Jahren
gemacht haben. Vielmehr will ich versuchen den Integrationsbegriff und die in
seinem Umfeld auftretenden Begriffe zu strukturieren, indem ich von der
Wortbedeutung von Integration ausgehe. Allerdings will ich die Gründe für ein
integratives Vorgehen auch nicht ganz unter den Teppich kehren, sondern sie zu
Anfang kurz zusammenstellen - nicht zuletzt weil sie eine wichtige Motivation
dafür bieten sich als zukünftiger Lehrer mit diesem Thema auseinanderzusetzen.
Integrativer
Deutschunterricht - der Versuch ein Defizit auszugleichen
Didaktiker
scheinen unzufriedene Zeitgenossen zu sein. Unzufrieden nicht zuletzt mit ihrer
eigenen Arbeit. Wie wäre es sonst zu erklären, daß jeweils im Abstand von
einigen Jahren neue didaktische Strömungen auftreten, die ihre Existenz
hauptsächlich dadurch zu begründen suchen, daß das meiste was vorher da war
nichts oder wenigstens nicht genug taugte? Nicht anders ist dies im Fall des
integrativen Deutschunterrichts geschehen - es wurden eine ganze Reihe von
Mängeln entdeckt, denen anscheinend mit den bisher verwendeten Konzepten und
Methoden des Deutschunterrichts nicht beizukommen war oder, die sogar in diesen
begründet zu liegen schienen. Kritisiert wurde hierbei vor allem das Konzept
eines wissenschaftlich orientierten, systematischen Lehrens und Lernens in
Fachzusammenhängen. Nachdenklich könnte einen hierbei stimmen, daß die selben
Probleme, die in der aktuellen Diskussion oftmals als typisch für unsere Zeit
und als in dieser Form noch nie dagewesen angeführt werden, wie ich etwas
später erläutern werde vor rund 130 Jahren schon einmal diagnostiziert wurden.
Mehr noch, es wurden sogar ganz ähnliche Lösungen diskutiert, die dann aber
fast stillschweigend in Vergessenheit gerieten. Aber genug der Vorrede - hier
die versprochenen Mängel die dem rein systematisch und fachlich orientierten
Unterricht zugeschrieben wurden: (vgl. zur Folgenden Aufzählung Baurmann und
Hacker 1989)
Der Unterricht hat
an Konkretheit und Anschaulichkeit verloren. Er hat keinen Bezug zum Leben der
Schüler und kann deswegen für diese auch nicht zum Verstehen des Lebens
beitragen.
Der Unterricht
erfaßt die Schüler nicht mehr umgreifend, sondern ist einseitig auf die
Rezeption abstrakten Wissens ausgerichtet.
Der Unterricht
kann die Schüler nicht ausreichend auf die zunehmend komplexeren Probleme der
Gesellschaft wie: Umweltschutz, Friedenssicherung, den Nord-Süd-Konflikt und
gesellschaftliche Umwälzungen vorbereiten.
Das begrenzte
Wissen, das ein Fachlehrer vermitteln kann ist im Anbetracht dieser komplexen
Probleme unzureichend.
Eine neue Form des
Unterrichts soll diese Mängel nicht haben und statt dessen folgendes leisten:
Der Unterricht
soll zum Leben hin offen sein.
Er soll den ganzen
Menschen ansprechen und erfassen.
Er soll den
Schülern Ganzheiten nahebringen, die die traditionellen Fächergrenzen sprengen.
Dadurch soll der
Unterricht den Schülern ermöglichen, sich in einer immer komplexeren Umwelt
zurechtzufinden.
Ein Versuch dies
alles zu erreichen hat inzwischen unter dem Namen integrativer Unterricht den
Weg in die Klassenzimmer gefunden.
Was bedeutet
eigentlich Integration?
Das Wort
Integration kommt von lateinisch „integrare (wiederherstellen, ergänzen), ganz
folgerichtig heißt es auch im Bertelsmann Universallexikon unter dem Stichwort
Integration: „Herstellung oder Wiederherstellung eines Ganzen, Vereinigung,
Einordnung eines Gliedes in ein Ganzes; (Bertelsmann 1991: Band, 8 S. 295).
Ein Alter Mann
kommt zu Wort
Daß verschiedene
Dinge verbunden, zu einem Ganzen gefügt oder in ein solches eingeordnet werden
ist, bedingt durch die Struktur des Stoffes im Deutschunterricht, nichts Neues.
Schon Rudolf Hildebrand propagiert in seinem 1867 in erster Auflage erschienen
Buch: "Vom deutschen Sprachunterricht" eine Art des Unterrichts, die
sich durchaus als integrativ bezeichnen läßt und führt dabei viele Argumente
an, die sich heute, 130 Jahre später in der aktuellen Diskussion wiederfinden:
"Warum sind denn dem Philologen grammatische Untersuchungen nicht
langweilig, sondern anziehend, ja unter Umständen fesselnd? Warum kann er mitten
in einem warmen, tief lebensvollen Gedicht plötzlich bei einer grammatisch
Kleinigkeit stutzen und jenen Inhalt einstweilen fahren lassen und in einen
ganz anderen Gedankengang übertreten, der den des Dichters gleichsam quer
durchschneidet? Und warum kann man sogar in Gesellschaften, die nur der
Unterhaltung wegen beisammen sind, durch Aufwerfen einer kleine grammatischen
Frage oft recht wohl das Interesse der Anwesenden fesseln, daß das volle
Gegenteil von langer Weile sichtbar wird? Und warum streiten sich auch die
Kinder schon, mitten im Spiel zuweilen über irgend eine sprachliche Frage, wie
das und das heißen müsse? Da ist ja das Interesse, das man sucht, in
naturwüchsiger Erscheinung! Es gilt nur es einzufangen und in die Schule zu
bringen. Sehen wir uns die Fälle an, um das Plätzchen zu finden, wo es von
innen heraus kommt. Dem Philologen wird eine grammatische Einzelheit anziehend,
wenn sie in einen grammatischen Zusammenhang einschlägt, dem er schon länger
mit eigenen Gedanken nachgegangen ist und ihn sich so und so zurechtgelegt und
aufgebaut hat, wobei doch allemal Fragen übrig bleiben in Form von Lücken, die
noch auszufüllen sind, oder Enden von Gedankenfaden, die über sich
hinausweisen; auch in den beiden anderen Fällen kommt das Interesse aus einem
solchen mehr gefühlten als gewußten, aber schon vorhandenen Zusammenhange
heraus. [...] Das Ähnliche setzt sich an das Ähnliche an, die Gegensätze setzen
sich einander gegenüber usw. und bald ist darin ein Zusammenhang von Wörtern,
als Träger des entsprechenden Zusammenhanges der erfahrenen Dinge - gerade als
hätte eine unsichtbare Hand von oben hereingreifend das alles so in Ordnung
gestellt, über und untereinander und neben- und an- und ineinander. Diese
Ordnung selbst ist das interessante daran, und noch mehr das Gefühl jener
geheimnisvollen höheren Hand, und in diesem Zusammenhange, sobald man ihn
sieht, wird jede kleinste Kleinigkeit interessant - warum nicht auch den
Schülern?" (Hildebrand 1925: S. 14 f.) Damals mußte Hildebrand zu seinem Unterrichtskonzept
noch resignativ anmerken: „Aber freilich, das ginge nicht als tägliches,
ordnungsmäßiges Verfahren, vollends in einer stark besetzten Klasse und ich
verzichte feierlich darauf, den Einfall einmal in einem Schulregulativ zu
erblicken, schön in Paragraphen gefaßt.(Hildebrand 1925: S. 4f.)
Heute sieht das ganz anders aus, was Hildebrand damals als einer der ersten
vorschlug und was von Zeitgenossen als „Epikuräertum, „Eudämonismus, als „eine
Verweichlichung unseres Zeitalters abgelehnt wurde (vgl. Hildebrand 1925: S.
2), das ist heute in aller Munde.
Integration im
Bildungsplan für die Realschule
Selbst das
„Schulregulativ - der Bildungsplan, spricht inzwischen von Integration:
„Im Mittelpunkt des Deutschunterrichts steht die deutsche Sprache, und zwar
sowohl als Unterrichtsgegenstand wie auch als Unterrichtsprinzip. Die Sprache
ist unter drei Aspekten zu betrachten:
- Sprache als wichtigstes Mittel der Welterfassung und
Wirklichkeitsvermittlung;
- Sprache als wichtigstes und differenziertestes Mittel der
zwischenmenschlichen Verständigung;
- Sprache als umfassendstes Mittel, sich Welten auszumalen und neue
vorzustellen.
Damit die Schülerinnen und Schüler diese drei Aspekte, die sich in der
Sprachwirklichkeit nicht voneinander trennen lassen, integrativ erfahren, ist
ein verbundener Deutschunterricht in der Realschule unerläßlich. (MKS
1994: S. 17)
Die Verschiedenen
Formen der Integration im Deutschunterricht
Wie ich schon
einleitend erwähnt habe, hat der Begriff der Integration viel an Kontur verloren.
Ich möchte deswegen hier eine Neustrukturierung des Begriffes versuchen. Dabei
will ich von der grundlegenden Bedeutung des Wortes Integration ausgehen, wie
sie auch im Lexikon zu finden ist: das Einfügen von Teilen in ein Ganzes. Im
Deutschunterricht haben wir es mit einer Reihe verschiedener Teile zu tun, die
wiederum in verschiedene Ganze eingefügt werden können. Deswegen denke ich
durch eine Auflistung der mir hier sinnvoll erscheinenden Möglichkeiten das zu
erfassen, was sich in Bezug auf den Deutschunterricht berechtigterweise mit dem
Beiwort "integrativ" schmückt.
a) Integration der
einzelnen Arbeitsbereichedes Faches Deutsch (1) in den Deutschunterricht
als Ganzes oder, von einer anderen Perspektive aus betrachtet, Verknüpfung
der verschiedenen Arbeitsbereiche zu einer Einheit. Diese Form der Integration
wird oft als „Verbundener Deutschunterricht bezeichnet. Es ist hier
mitunter auch von der funktionalen Integration der Arbeitsbereiche die
Rede, womit nichts anderes gemeint ist, als daß die Arbeitsbereiche nicht
wahllos miteinander verknüpft werden, sondern daß Verknüpfungen an Stellen
stattfinden, an denen ein innerer Zusammenhang in der Form besteht, daß ein
Arbeitsbereich gleichsam in den Dienst eines anderen gestellt werden kann - er
erfüllt an dieser Stelle also eine Funktion.
b) Integration des Deutschunterrichtsin
das Umfeld der anderen Fächer. Diese Form der Integration, wird
gegenwärtig für alle Fächer angestrebt, im Fach Deutsch aber besonders betont,
denn „es fördert durch das Aneignen und Einüben einer sach- und
intentionsgerechten Ausdrucksweise das Sprachvermögen in allen Fächern und der
jeweiligen Fachsprache. (MKS 1994: S. 18). Wird diese Form der Integration
kontinuierlich praktiziert, ist meist von fächerübergreifendem Unterricht die
Rede, wird sie punktuell, das heißt in Form zeitlich begrenzter Projekte
praktiziert, redet man entsprechend vonProjektunterricht (2).
c) Integration des Unterrichts
in der Schule, der „Schulwelt, in die Lebenswelt des Kindes. Das bedeutet,
daß im Unterricht an Problemstellungen aus der Lebenswelt des Kindes angeknüpft
wird, wobei immer auch das Umgekehrte eingeschlossen ist: die Integration der
Lebenswirklichkeit des Kindes in den schulischen Alltag, also das
Miteinbeziehen von Schülererfahrungen in den Unterricht.
d) Integration der Unterrichtsstoffein Themengebiete.
Die Unterrichtsstoffe werden hierbei in den Zusammenhang eines ganz bestimmten
Themas gestellt und so zu Aspekten dieses Themas. Bei dieser Form von
Integration spricht man deswegen oft auch von der Behandlung des Stoffes im
thematischen Zusammenhang oder wenn man wie bei a) die Perspektive wechselt,
von der Vernetzung von Inhalten .
e) Integration der
verschiedenenTeilaspekte des ganzen Menschen in den Lernprozeß. Es
ist schwierig Konkretes zu dieser Form der Integration zu sagen, weil bisher
keine zufriedenstellende Antwort auf die Frage gefunden werden konnte, was der
ganze Mensch eigentlich ist, geschweige denn, was die Teile sind, die ihn
konstituieren. Ein Indiz hierfür ist, daß es auch in der Pädagogik diesen Punkt
betreffend, ganz unterschiedliche Konzepte gibt, die sich jedoch alle unter dem
Dach des „ganzheitlichen Lernensversammelt haben. Oft gehörte Schlagwörter sind
hier: das Lernen mit allen Sinnen , auchmehrkanaliges Lernen genannt;
das Lernen mit Kopf Herz und Hand; und das Miteinbeziehen der rechten,
mutmaßlich „emotionalen Gehirnhälfte in den Lernprozeß. f) Integration von
Subjekt, Objekt und Handlung in den Lernprozeß. Hierbei meint das Subjekt den
Lernenden, das Objekt den Stoff, der gelernt wird - das Lernziel und die
Handlung den Vorgang des Lehrens und Lernens selbst bzw. die Methode die dabei
verwendet wird.
g) Mischformen -
Integration von verschiedenen Arten der Integration in andere
Arten der Integration.
Probleme und
Schwächen der verschiedenen Formen der Integration
Wie wir gesehen
haben, läßt sich nicht von der Integration im Deutschunterricht
sprechen, auch wenn man den Begriff eng faßt und von der Wortbedeutung ausgeht,
sind die Möglichkeiten die sich bieten beträchtlich. Deswegen lassen sich auch
nicht die Probleme der Integration schlechthin aufführen, sondern nur
die Probleme ihrer verschiedenen Ausprägungen. Zu den Schwächen, die bei den
verschiedenen Formen der Integration Diagnostiziert werden gehören folgende:
Mangel an
Systematik
Sowohl der Integration der Arbeitsbereiche als auch der Integration der
Unterrichtsstoffe in Themengebiete und teilweise auch dem fächerübergreifenden
Unterricht wird immer wieder Vorgeworfen, daß es durch sie zu einem Mangel an
Systematik kommen könne. Diese Gefahr ist allerdings nur dann gegeben, wenn man
das integrative Vorgehen nur halbherzig oder ohne ausreichendes Wissen darüber,
wozu es letztendlich dienen soll betreibt. Denn schon bei Baurmann und Hacker
wird deutlich: „Die Hauptaufgabe integrativen Unterrichts besteht allerdings
nicht in einer Erweiterung der subjektiven Erfahrungsstruktur, sondern in einer
Überführung solcher Komplexe in wissenschaftliche Ordnungsstrukturen [...] (3)
Am Ende eines integrativen Prozesses sollten die Schüler also durchaus in der
Lage sein, das Gelernte auch im Rahmen der fachlichen Systematik einordnen und
verstehen zu können.
Zu hohe
Anforderungen an die Lehrer
Ein integrativer Unterricht stellt sicher höherer Anforderungen an den Lehrer
als ein rein systematisches Darbieten von Fachwissen. Diese Anforderungen sind
zum einen organisatorischer Natur und stellen sich z.B. bei
fächerübergreifendem Unterricht, bei dem man sich zeitlich und inhaltlich mit
Kollegen abstimmen muß. Ein weiteres Problem vor das sich bei der Integration
von Lebenswelt und Schulwelt jeder Lehrer gestellt sieht, ist, daß es weder
"die Lebenswelt" noch "die Schulwelt" gibt und das man hier
höchst flexibel auf die jeweiligen Gegebenheiten eingehen muß. Diese höheren
Anforderungen eines integrativen Vorgehens sind unbestreitbar, zu diskutieren
wäre, ob es für jemand der sich für den Lehrberuf entscheidet nicht
selbstverständlich sein müßte sich auch solchen Anforderungen zu stellen.
Was ist ein ganzer
Mensch?
Ein Schwächen der oben erwähnten ganzheitlichen Zugänge liegen vor allem in
ihrer Definition, oder anders ausgedrückt - das größte Problem der Integration
der verschiedenen Teilaspekte des Menschen in den Lernprozeß ist der Mangel an
Klarheit darüber, worum es dabei eigentlich geht.
Einseitigkeit
Ich habe unter den Formen der Integration auch die Integration von Objekt,
Subjekt und Handlung in den Lernprozeß als Ganzes erwähnt, obwohl diese
normalerweise nicht als eigenständige Form der Integration angesehen wird. Ich
habe sie dennoch in obige Liste aufgenommen, weil sie zum einen der Definition
entspricht und zum anderen ihre zumindest teilweise Verwirklichung, einfach
eine Notwendigkeit dafür ist, daß überhaupt Lernen stattfinden kann. Es wird
hier der Finger in eine Wunde gelegt, an der die anderen Formen der Integration
bei Nichtbeachtung dieser Tatsache kränkeln. Explizit: Die anderen Formen der
Integration laufen leicht Gefahr, einseitig zu werden, weil sie sich nur mit
den Voraussetzungen des Lernenden oder nur mit der Strukturieren des Stoffes
oder nur mit den Vermittlungsmethode beschäftigen. Dabei gerät das, was
ursprünglich als ein Mittel gedacht war, um den Lernprozeß fruchtbarer zu
machen, leicht zum Selbstzweck und es werden bspw. Methoden eingesetzt - nicht
mehr zur Vermittlung von Wissen und Einsicht in bestimmte Zusammenhänge,
sondern weil, so merkwürdig es klingen mag, die Methoden an und für sich
inzwischen als pädagogisch wertvoll angesehen werden. Einem solch einseitigen
Herangehen will diese Form der Integration entgegen wirken, indem sie die
Untrennbarkeit von Subjekt, Objekt und Handlung im Lernprozeß betont.
Mischmaschintegration
und mangelnde Reflexion
Mischformen der Integration kommen, besonders durch den derzeitigen
inflationären Gebrauch des Begriffes häufig vor, - oft ohne daß es den
Betroffenen bewußt ist. Wenn aber verschiedene Formen der Integration vermischt
werden, ohne daß jeweils das Ziel und der theoretische Hintergrund jeder
einzelnen verwendeten Form der Integration bedacht werden, wird das Ergebnis
vermutlich wenig fruchtbar sein.
Integrative
Unterrichtswerke
Bevor ich zum
Schluß komme möchte ich noch auf einige Unterrichtswerke hinweisen, die in den
letzten Jahren auf den Markt gekommen sind und die sich selbst als integrativ
bezeichnen. Mir sind hier vier bekannt, die alle im Schöningh Verlag erschienen
sind: Deutsch in... (Kohrs: 1992); Wortwechsel (Königsfeld u.a.: 1992);
Blickfeld Deutsch (Mettenleiter u.a.: 1995); und Tandem (Ossner u.a.:1996).
Diese Bücher haben nicht alle das selbe Verständnis von Integration, sie machen
unterschiedliche Angebote und wollen Verschiedenes leisten. Zwei der Bücher,
Wortwechsel für die Realschule und Deutsch-in für das Gymnasium, geben sich
damit zufrieden, eine Kombination aus Sprach- und Lesebuch anzubieten und
verzichten weitgehend auf eine wirklich enge Verzahnung der Arbeitsbereiche
unter thematischen Gesichtspunkten. Blickfeld für das Gymnasium und Tandem für
die Realschule gehen beide diesen weiteren Schritt. Will man im
Deutschunterricht integrativ arbeiten, dann können diese Bücher sicher
hilfreich sein und einem vielleicht sogar eine Richtschnur für die Gestaltung
des Unterrichts bieten.
Ausblick
Wir haben gesehen,
daß integrativer Unterricht, wenn er fruchtbar sein soll, nicht im Gegensatz zu
einem systematischen und wissenschaftliche Vorgehen stehen darf, sondern und
das ist vielleicht tatsächlich eines der Erfordernisse unserer Zeit, den
Schülern einen neuen Zugang zu diesem eröffnen soll. In diesem Sinne schreiben
auch Baurmann und Hacker: „Selbst konkrete Erfahrungen, die Kinder und
Jugendliche in irgendeiner Weise zu Zusammenhängen verknüpfen, müssen beim
Lernen umstrukturiert werden. Die abstrakteren Sinnstrukturen und
Bedeutungsmuster der Wissenschaften sind bei diesem zumeist mühevollen Prozeß
unverzichtbar. Wie lebensweltliches Erfahren und wissenschaftliches Wissen
aufeinander bezogen sind bzw., verbunden werden können, ist dabei noch unklar.
Trotzdem ist es notwendig, daß im unterrichtlichen Angebot der lebensweltliche
Bezug sichtbar wird.
Aus diesen Sätzen geht aber auch hervor das es ganz unsicher bleibt, ob ein
integratives Vorgehen wirklich das beste ist, was wir für unsere Schüler tun
können, oder ob wir nicht in ein paar Jahren wieder ganz anders Denken werden.
Das rührt daher, daß der Mensch sich selbst bislang einfach nicht gut genug kennt,
wirklich sagen zu können was beim Erwerb von Wissen und beim Aufbau von
Denkstrukturen geschieht und wie dieser Vorgänge am effektivsten gestaltet
werden können. Pessimisten meinen sogar, daß es dem Menschen aus
grundsätzlichen Gründen unmöglich ist sich selbst wirklich zu verstehen und
berufen sich dabei auf den Mathematiker Gödel, der gezeigt hat, das ein
abgeschlossenes System nicht in der Lage ist, sich selbst vollständig zu
beschreiben. Ihnen gegenüber stehen die Optimisten, die entweder trotzdem oder
gerade deswegen froh sind und einfach ihr bestes tun. Ihnen allen will ich mit
Goethe zurufen:
Greift nur hinein
ins volle Menschenleben!
Ein jeder lebt's, nicht vielen ist's bekannt,
Und wo ihr's packt da ist's interessant.
(J. W. v. Goethe: Faust I, Vers 167-169)
Fußnoten
(1) Laut
Bildungsplan für die Realschule - Baden-Württemberg: Sprechen und Schreiben;
Rechtschreiben; Literatur, andere Texte und Medien; Sprachbetrachtung und
Grammatik. (vgl. MKS 1994: 59-61)
(2)
Projektunterricht geht oftmals über die Einbeziehung der Stoffe anderer Fächer
hinaus, indem er versucht die Trennung zwischen Schulwelt und Lebenswelt der
Schüler zu überwinden, wie im nächsten Abschnitt angedeutet. Er weißt auch
sonst noch einige besondere Merkmale auf, die ihm im Rahmen auch im Rahmen des
integrativen Unterrichs eine Sonderstellung zuweisen, mit denen ich mich an
dieser Stelle aber nicht näher befassen will.
(3) Ich erlaube
mir, die von Baurmann und Hacker verwendete Kleinschreibung nicht zu
übernehmen.
Quelle : http://www.jolifanto.de/integration/integration.htm